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Autor Thema: Schule ruft Polizei!!!  (Gelesen 378 mal)
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trixipaulchen
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« am: September 17, 2011, 23:17:35 »

Ich hatte so Angst vor der 3. Klasse! Neue Lehrerin, neue Hortnerin, zum Teil neue Kinder...

Bis letzten Donnerstag war die Angst unbegründet! Es lief suuuper! Die Lehrerin war begeistert von ihm! Sie lobte ihn wie super er mitmacht und das er sich total bemüht im Unterricht usw. Die Hortnerin hatte 8 Jahre an einer Schule für ADHS Kinder gearbeitet und kennt sich aus damit!

Und Donnerstag dann der Ausraster: Vormittags soll ihn ein Schüler mit Müll beschmissen haben, da hat er sich nach einem Wutanfall wieder eingekrigt. Nachmittags soll dann ein Schüler (Die Beiden stehen auf Kriegsfuß - Aussage von Hortnerin und Lehrerin) angekommen sein und ihn ohne Grund getreten haben. Dann das alte Spiel: Meiner wird wütend, Lehrer hält ihn fest, er rastet aus. Sie haben ihn im Sekretariat eingeschlossen (zusammen mit der Direktorin und zwei weiteren Lehrerinnen + seine Schwester kam später noch dazu), da hat er gegen die Tür getreten und an ihr gerissen und rumgebrüllt daass er raus will. Weiterhin hat er wieder zwei Lehrerinnen geschlagen und getreten weil er losgelassen werden wollte.
Er beruhigte sich erst als ich mit ihm telefoniert hatte. Danach hat er sich bei seiner Schwesterauf den Schoß gesetzt und mit ihrem Handy gespielt bis er abgeholt wurde.

Die Schule hat die Polizei gerufen weil er sich nicht eingekrigt hatte und gedroht, dass sie ihn mitschicken! Da er sich dann aber bruhigt hatte als die da waren ist es nicht dazu gekommen. Das nächste Mal wollen sie gleich die Polizei holen und er wird dann mitgeschickt. Was haltet ihr davon? Wem erging es auch so? Was macht die Polizei mit ihm? 
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steffchen
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« Antworten #1 am: September 18, 2011, 00:07:15 »

Da waren also drei LehrerInnen plus Schulleiterin plus Schwester mit ihm überfordert. Und das ist jetzt kein Vorwurf, sondern eine sachliche Feststellung. Es ist eigentlich auch gut, dass sie ihre Grenzen erkannt haben und in dem akuten Notfall schnelle Hilfe herbeigerufen haben.

Nun haben sie damit wohl gute Erfahrungen gemacht, irgendwie hat die Anwesenheit der Uniformierten Sohnemann beeindruckt, so dass sie das nächste Mal schneller von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wollen.

Da ist es eigentlich irrelevant, was wir davon halten.

Glücklicherweise leben wir nicht in Amerika, wo Polizisten schon mal Kinder mit psychischen Problemen zu Tode tasern. So wie ich unsere Polizei meist erlebt habe, arbeiten die eher deeskalierend, wirken beruhigend und Kinder haben vor ihnen meist einen gewissen Respekt.

Allerdings sind auch Polizisten Menschen, und da gibt es solche und solche, manch einer hat auch gerade einen schlechten Tag, ist genervt, frustriert, überarbeitet, übermüdet oder wie auch die Lehrer evt. mit der Situation überfordert. Wollen wir hoffen, dass beim nächsten Mal nicht ausgerechnet nur solche Dienst haben.

LG
Steffchen
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« Antworten #2 am: September 18, 2011, 09:18:11 »

uih das ist heftig, aber ich denke sie sind an ihre grenzen gestoßen. Was sollen sie denn machen? Wenn dein sohn sie schlägt dürfen sie ja nicht zurück schlagen und irgendwann ist bei jedem die geduld zu ende und vielleicht können sie ihn nicht halten. es kommt sicher drauf an wie oft sowas passiert - wenn sowas einmal in nem halben jahr passiert gehts noch, sollte sowas jede woche vorkommen, kann ich verstehen dass sie andere maßnahmen aufziehen. denn irgendwann haben auch lehrer dann vor ihm angst.

bekommt er medikamente?


wobei ich das auch sehr heftig finde dass der andere mitschüler ihn in den müll geworfen hat....wer bleibt dnen bei sowas bitte ruhig?
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trixipaulchen
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« Antworten #3 am: September 18, 2011, 10:18:57 »

Er hatte sich bereits beruhigt BEVOR die Polizei da war - nämlich als er mit mir telefonieren durfte. Das kommmt in meinem Ausgangsthreat anders rüber - sorry.

Ich hab ja nicht darüber gemeckert das die Polizei geholt wurde, ich wollte mal wissen wie es dann weitergeht wenn er von Selbiger mitgenommen wird da ich davon ausgehe, dass er früher oder später wieder austicken wird.

Er nimmt Medis und ist auch gut eingestellt. Zu hause keine Probleme (außer die man mit "normalen" Kindern auch hat), im Unterricht auch gut. Leider machen sich einige Kids einen Spaß draus ihn auf 180 zu bringen. :-(
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steffchen
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« Antworten #4 am: September 18, 2011, 11:04:37 »

Anders als z.B. bei schwer betrunkenen Erwachsenen kommt für Kinder in psychischen Ausnahmezuständen so etwas wie eine Ausnüchterungszelle kaum in Frage. Aber auch sonst ist eine Polizeiwache einfach kein geeigneter Aufenthaltsort für Kinder. Schießlich haben die Polizeikollegen dort anderes zu tun.

Nun sind Polizisten auch Menschen, darunter auch Mütter und Väter und da würde sich auf der Dienststelle evt. auch jemand finden, der gut mit Kindern umgehen und sich eine Weile um das Kind  kümmern kann. Dann bleibt immer noch die Frage, ob das sachdienlich ist, schließlich soll das Kind für seinen Ausraster nicht mit einem spannenden Polizei-Erlebnis-Event belohnt werden.

So werden die Polizisten in den meisten Fällen sehr schnell versuchen, die Eltern des Kindes zu erreichen und das Kind zu ihnen zu bringen. Gelingt das nicht zeitnah, bleibt ihnen wenig anderes übrig, als sich an eine Jugendhilfeeinrichtung zu wenden.

LG
Steffchen
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trixipaulchen
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« Antworten #5 am: September 18, 2011, 13:30:27 »

Ich habs mir schon gedacht. Was heißt das dann? Bringen die ihn in die Geschlossene und ich bekomme ihn nicht wieder? Oder bringt die Polizei ihn nach hause? Muß ich den Einsatz dann bezahlen?
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Mirsarda
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« Antworten #6 am: September 18, 2011, 13:48:25 »

Meiner Meinung,war das rufen der Polizei völlig falsch.Es hätte ein Krankenwagen gerufen werden müssen.
Es handelt sich schließlich nicht um einen kriminellen,sondern um ein krankes Kind.
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Binchen
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« Antworten #7 am: September 18, 2011, 14:10:54 »

@trixipaulchen,

nein, in eine geschlossene Anstalt wäre er wohl nicht gebracht worden, sondern eher zum Jugendamt auf deren Notaufnahmestelle (oder wie sich das dort nennt). Die hätten sich dann auf jeden Fall um das Kind solange gekümmert bis die Eltern oder ein anderer Sorgeberechtigter das Kind dort abgeholt worden wäre. Jedenfalls wenn die Polizei die Eltern nicht angetroffen hätten bzw. jemand anderes, der dazu ermächtigt gewesen wäre aus dem Verwandten, Bekannten oder Freundeskreis das Kind bis zum Eintreffen der Eltern zu beaufsichtigen und zu betreuen. Ob dieser Einsatz von den Eltern bezahlt werden muss, kann ich dir leider nicht beantworten.

Gleichzeitig würde man wohl von Seiten des JA hier doch ein wenig tätig werden und ein Gespräch mit den Eltern suchen um Ihnen evtl. unterstützende Hilfen anzubieten im Bezug auf ihr Kind.

Da dein Kind schon in Behandlung ist wegen seinem ADHS und auch "gut" eingestellt ist auf ein Medikament (deine Worte) wollte ich mal noch fragen ob er evtl. eine begleitende Therapie dort besucht. Dachte da in etwa an einer Verhaltenstherapie (Gruppenform) oder "Erlernen und Festigung von sozialen Kompetenzen" und ähnlichem. Denke das solch eine Therapie, die oftmals in den behandelnden Praxen der Kinder auch angeboten werden, bei ihm sehr sinnvoll sein könnte. Dabei lernen die Kids u.a. wie man sich auch in "Ausnahmezustände" am besten wieder schnell in den Griff bekommt bzw. wie man sich am besten verhält um solche krassen Ausraster von vorneherein vermeiden zu können wenn mal wieder so was ähnliches passieren sollte.

Aber auch das andere Kind, das ja eigentlich für diesen "Ausraster" mit verantwortlich ist, sollte von der Lehrkraft und Schule eine Bestrafung erhalten. Zum einen die Aktion mit dem "Müllbewerfen" war nicht o.k. und dann später dann noch einfach das "treten" deines Sohnes ohne einen ersichtlichen Grund dürfte nicht ohne weiteres von der Lehrkraft toleriert und unbeachtet gelassen werden. Denn wäre dies nicht geschehen, wäre dein Sohn ja wohl kaum so ausgetickt.

Das er an die Tür gehämmert hatte und um sich geschlagen hatte als man ihn dort einsperren wollte, kann ich sogar sehr gut nachvollziehen. Wer läßt sich schon gerne freiwillig irgendwo unter Zwang einsperren???? Denke das dies kaum jemand, der gerade so wütend ist, mit sich ohne weiteres machen läßt. Warum soll da ein Kind anders reagieren????

lg
Bine
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Selber:     ADHS (06.2008),
Benjamin: ADHS (05.2008), LRS (11.2008) - jetzt (12.2010) Legasthenie, auditive Wahrnehmungsstörung (2004), in logop. Behandlung (seit 2004), Asthma (seit Geburt), Frühförderung (v. 2006 - 2008)
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« Antworten #8 am: September 18, 2011, 14:27:08 »

trixipaulchen, so wie man das kennt, würde die Polizei ihn nach Hause bringen. Da es sich nicht um eine missbräuchliche Inanspruchnahme polizeilicher Leistungen handelt, werden sie den Einsatz nicht in Rechnung stellen, jedenfalls habe ich von vergleichbaren Fällen noch nie derartiges gehört. Das sieht z.B. bei absichtlicher (Fehl-)Alarmierung der Feuerwehr auch durch Kinder  ganz anders aus.

Vor einer Einweisung in geschlossene Psychiatrie stehen erhebliche Hürden (Gerichtsbeschluss etc.), so dass dies kaum zu befürchten wäre.

Im Fall einer zeitweiligen Inobhutnahme durch Jugendhilfeeinrichtungen würde ich davon ausgehen, dass das Jugendamt davon Kenntnis erhält. Bei solchen Vorfällen liegt eine Kindeswohlgefährdung nahe, das heißt aber nicht automatisch, dass diese von den Eltern ausgeht und sie ihn deshalb nicht wiederbekommen.

Sowohl im Interesse des Kindeswohls als auch aus Kostengründen wird auch die Jugendhilfe weiter versuchen, die Eltern schnellstmöglich zu erreichen.

@Mirsarda: Medizinische Notfallmaßnahmen halte ich für wesentlich stärkere Eingriffe in die Rechte der Betroffenen als das hinzuziehen der "Ordnungshüter" - gewissermaßen eine Ordnungsmaßnahme. Weder Sanitäter noch Notärzte bringen die geeignete psychologische oder heilpädagogische Qualifikation mit, in einem solchen Fall sinnvoll zu helfen.

LG
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« Antworten #9 am: September 18, 2011, 14:45:50 »

@Binchen: volle zustimmung.

Was ich mir in dem Zusammenhang überlege: Welche Alternativen hat die Schule eigentlich?

Zwar ist nachvollziehbar, wie Festhalten und Einsperren ganz besonders ein Kind mit solchen Problemen weiter auf die Palme treibt, andererseits käme die Schule in Teufels Küche, würde sie nicht verhindern, dass er weiter auf andere Kinder einschlägt oder in seinem Zustand auf die Straße rennt.

Man möchte hoffen, dass auch die Provokateure Konsequenzen erfahren für das Müllwerfen und Treten. Es gibt aber kein Recht für Dritte, von diesen Konsequenzen zu erfahren. Auch da gibt es eine Schweigepflicht, obwohl die auch oft gebrochen wird, um diversen Disziplinarmaßnahmen auch öffentlich zu abschreckender Wirkung zu verhelfen.

Allerdings sind solche Ausraster auch geeignet, die eigentlich angemessene Bestrafung der Mitschuldigen untergehen zu lassen. Nachdem die wahrscheinlich auch schon Schläge und Tritte des Ausrasters eingesteckt haben dürften und die geschlagenen Lehrerinnen andere Sorgen haben, könnte das zu kurz kommen.

@trixipaulchen: Wie fühlt sich eigentlich seine Schwester, wenn sie da mit hineingezogen wird?

LG
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« Antworten #10 am: September 18, 2011, 14:46:23 »

hallo trixipaulchen!

ich finde, die lehrer hätten gleich dich anrufen sollen damit du ihn abholst und nicht erst die polizei. oder hab ich da was falsch verstanden. du hast doch mit ihm telefoniert und er hat sich beruhigt - wieso kam dann da noch die polizei?  versteh ich nicht so ganz...

wenn du ihn - falls ihn die polizei je noch irgendwann mal mitnehmen sollte - nicht abholen kommst wird er natürlich von der polizei beim jugendamt in obhut gegeben. das heißt dass er in eine jugenhilfeeinrichtung kommt bis du dich meldest und ihn holst. natürlich kriegst du ihn wieder, aber es ist möglich dass du besuch vom jugendamt bekommst. sie werden da auf jeden fall nachhaken wie es zuhause abläuft und vielleicht raten sie dir zu einer familienhilfe oder sowas.
zumindest lief das in den fällen die ich kenne (hab mal im heim geabeitet) immer so oder ähnlich ab.
aber eigentlich ist das nicht die aufgabe der polizei und ich glaube auch nicht dass die jedes mal aufkreuzen werden, sollte die schule da noch öfter wegen deinem sohn anrufen...

wenn ein paar lehrer und seine schwester etc. das kind nicht bändigen können dann muss die mutter her und wenn das nicht geht, dann müsste man meines erachtens auch eher nen krankenwagen (mit psychologisch ausgebildetem personal) holen als die polizei - da besteht aber dann schon die möglichkeit dass er in die psychiatrie eingewießen wird.
ich würd einfach schauen dass ich mein kind in so einem fall schnell selbst abhole bzw. den lehrern klar machen dass du die erste bist die verständigt werden muss wenn dein kind austickt.

vielleicht sollte aber mal mit der schule besprochen werden wie in so einem fall am besten reagiert wird, damit es nicht mehr so eskaliert. einschliessen war ja wohl die falsche lösung - ich hätte da auch panik gekriegt.
besprich doch mal mit eurer kjp wie man da am besten vorgeht und gib den lehrern einen schriftlichen notfallplan.
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« Antworten #11 am: September 18, 2011, 16:13:52 »

nein,die Polizei oder das Jugendamt hätten ihn in eine Jugendhilfeeinrichtung gebracht.
Ich wage zu behaupten,das Rettungssanitäter kompetenter sind als Polizisten.
Dem Kind wäre doch wohl weitaus mehr geholfen,wenn es in einer Institutambulanz vorgestellt worden wäre,als wenn es im Heim gelandet wäre.
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« Antworten #12 am: September 18, 2011, 17:00:20 »

Nun sind Polizisten auch Menschen, darunter auch Mütter und Väter und da würde sich auf der Dienststelle evt. auch jemand finden, der gut mit Kindern umgehen und sich eine Weile um das Kind  kümmern kann. Dann bleibt immer noch die Frage, ob das sachdienlich ist, schließlich soll das Kind für seinen Ausraster nicht mit einem spannenden Polizei-Erlebnis-Event belohnt werden.

 

Jaaa, sowas ähnliches hatten wir schon mal. Allerdings war es da kein Ausraster, sondern Junior (damals 4) riss sich los und rannte dem Müllauto (das gerade auf Sammeltour war) hinterher. An dem Tag hat er gelernt, daß er durch sich losreissen und dem Müllauto hinterherrennen nicht nur fast eine Stunde lang dem Müllauto bei der Arbeit zusehen kann, sondern daß er dann auch mit dem Polizeiauto nach Hause fahren darf. Besser geht's doch gar nicht, oder? 
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cascais
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« Antworten #13 am: September 19, 2011, 09:20:23 »

Hallo Trixipaulchen,

das ist ja total blöd gelaufen :-(

Was ich hier nur zu gut kenne ist die Reaktion Deines Sohnes darauf, festgehalten zu werden:

Dann das alte Spiel: Meiner wird wütend, Lehrer hält ihn fest, er rastet aus...

Bei uns hatte es zwar bisher keine so gravierenden Konsequenzen, aber mein Sohn reagiert mit absoluter Panik darauf, festgehalten zu werden. Er hat dann nur noch eines im Kopf: ICH MUSS MICH BEFREIEN !  Und je mehr er dann festgehalten wird, um so mehr steigert er sich da hinein und rastet dann völlig aus.

Zum Glück wissen die meisten Leute in seinem Umfeld inzwischen, dass er nicht festgehalten werden mag, auch nicht im Spaß. Aber als er noch kleiner war, kam es ab und zu vor, dass irgendelche (erwachsenen) Witzbolde aus unserem Freundeskreis meinten ihn -gut gemeint- mal einfach kumpelhaft zu packen und durchzukitzeln  (...das ich das generell blöd finde, steht auf einem anderen Blatt). Tja, andere Kinder finden das vielleicht witzig, aber mein Sohn eben nicht....und so hat er sich dann eben mit Händen und Füßen gewehrt...
Und wie soll ein Kind sich denn angtemessen verhalten, wenn es laut und deutlich ruft "lass mich los" und der Erwachsene nicht darauf reagiert?

Inzwischen hat er sich besser im Griff und ist auch zu gross für solche "Spielereien", so dass das zum Glück nicht mehr vorkommt. Aber auch wenn ich es überzogen finde, wie heftig er sich gewehrt hat, so kann ich das grundsätzlich verstehen. Ich hasse es auch, gegen meinen Willen festgehalten zu werden!

Wie die Lehrer in Eurem Fall hätten besser reagieren können, als er schon am ausrasten war, weiss ich auch nicht. Denn da war ja das Drama schon am rollen.  Aber vielleicht wäre es nicht so eskaliert, wenn er gar nicht erst festgehalten worden wäre?

Grüße
cascais

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ripley
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« Antworten #14 am: September 19, 2011, 09:23:21 »

Und Donnerstag dann der Ausraster: Vormittags soll ihn ein Schüler mit Müll beschmissen haben, da hat er sich nach einem Wutanfall wieder eingekrigt. Nachmittags soll dann ein Schüler (Die Beiden stehen auf Kriegsfuß - Aussage von Hortnerin und Lehrerin) angekommen sein und ihn ohne Grund getreten haben. Dann das alte Spiel: Meiner wird wütend, Lehrer hält ihn fest, er rastet aus. Sie haben ihn im Sekretariat eingeschlossen (zusammen mit der Direktorin und zwei weiteren Lehrerinnen + seine Schwester kam später noch dazu), da hat er gegen die Tür getreten und an ihr gerissen und rumgebrüllt daass er raus will. Weiterhin hat er wieder zwei Lehrerinnen geschlagen und getreten weil er losgelassen werden wollte.

Mal ganz unabhängig von der Frage, ob es sinnvoll war, die Polizei zu holen, fällt mir hier etwas auf, das ich selbst mal in ähnlicher Form erleben "durfte" ...

Da tobt ein SIEBENjähriger herum wie Rumpelstilzchen auf dem Grill und drei (DREI!) Erwachsene sind nicht in der Lage, ihn zur Räson zu bringen? Man muss die Tür abschließen, damit er nicht raustobt? Man muss die Polizei rufen, weil man des Minis nicht Herr wird? Ich weiß sehr wohl, dass Lehrer heutzutage rechtlich in einer schwierigen Lage sind, aber mich beunruhigt so etwas. Woher kommt es, dass es an (manchen?) Grundschulen keine(n) mehr gibt, der so einen wildgewordenen Hutzel einfach notfalls per Stimmgewalt auf einem Stühlchen zusammenfaltet und ihn dazu bringt, einfach mal die Klappe und dazu auch noch die Gliedmaßen still zu halten? WAS haben die Lehrer denn getan? Ihm Fleißbildchen versprochen, wenn er jetzt mal brav ist?

ADHS und die damit verbundene Impulsivität sind das Eine. Eine Schule aber, die die Tobereien eines kleinen ADHSlers noch darin unterstützt und verstärkt (!), dass sie dem Ganzen rein GAR NICHTS entgegenzusetzen hat, stattdessen ein prima Publikum für dieses Schauspiel abgibt, ist in meinen Augen eine Katastrophe!

Lasst das Kerlchen auf diese Weise siebZEHN werden und die Ka**e ist WIRKLICH am Dampfen ...

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« Antworten #15 am: September 19, 2011, 09:37:51 »

Da tobt ein SIEBENjähriger herum wie Rumpelstilzchen auf dem Grill und drei (DREI!) Erwachsene sind nicht in der Lage, ihn zur Räson zu bringen? Man muss die Tür abschließen, damit er nicht raustobt? Man muss die Polizei rufen, weil man des Minis nicht Herr wird? Ich weiß sehr wohl, dass Lehrer heutzutage rechtlich in einer schwierigen Lage sind, aber mich beunruhigt so etwas. Woher kommt es, dass es an (manchen?) Grundschulen keine(n) mehr gibt, der so einen wildgewordenen Hutzel einfach notfalls per Stimmgewalt auf einem Stühlchen zusammenfaltet und ihn dazu bringt, einfach mal die Klappe und dazu auch noch die Gliedmaßen still zu halten?

Sorry, aber ... bei einem richten Ausraster bringt "Stimmgewalt" überhaupt nichts mehr und heizt die Sache nur noch weiter an. Die Stimmgewalt kommt nämlich in mindestens der gleichen Lautstärke zurück, und wenn man Glück hat, dann wird die Antwort nicht von geworfenen Stühlen oder ähnlichem begleitet (deswegen ist das mit dem "Stühlchen" auch eine schlechte Idee - alles, was das Kind in dem Moment hochheben kann, ist ein potentielles Wurfgeschoss).

Eher sollte man das Kind in einem ruhigen Raum bringen (in dem nicht zu viel kaputtgehen kann) und warten, bis der Ausraster vorbei ist. Die meisten anderen Vorgehensweisen führen praktisch zwangsläufig zu einer Eskalation.
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« Antworten #16 am: September 19, 2011, 10:00:46 »

Erst mal DANKE  :wu: für die zahlreichen Antworten und die Anteilnahme. Das tut gut!  :ja:

Ich versuche mal auf alle Fragen zu Antworten:

Die Schule hatte mich versucht zu erreichen, ich konnte aber grad nicht ans Handy da ich meine Kleinste (3 Monate) nackt auf dem Wickeltisch hatte. (Hätte ich geahnt worum es geht, hätte ich ein vollgepuschtes Shirt in Kauf genommen) Ich habe ihr fix die Windel umgeschnallt und gleich zurück gerufen. Das waren vieleicht 3 Minuten. Da ist die Direktorin aber nicht dran gegangen weil sie meinen tobenden Zwerg im Sekretariat hatte. Nach einem weiteren erfolglosen Versuch 5 Minuten später habe ich meine Tochter angerufen (die hatte gerade Schulschluß) und sie gebeten dass sie mal im Sek. nachfragt was die Schule von mir will. Als sie auf dem Weg ins Sek. war wurde sie von einer völlig aufgeregten Lehrerin (O-Ton Tochter) im Treppenhaus abgefangen das sie mal schnell mitgehen soll!
In der Zwischenzeit hatte die Schule meinen Mann (also Papa) angerufen und erfahren das dieser 1 Stunde brauchen wird um an der Schule zu sein. Irgendwann dazwischen haben sie die Polizei gerufen.
(Ich selbst befand mich übrigens mit unserer Kleinen welche frisch operiert war im Krankenhaus 1,5 Stunden weg von der Schule.)
Als ich meine Tochter ca. 10 Minuten nach meinem Anruf mit der Bitte mal zu schauen was los ist noch mal anrief, hatte ich meinen weinenden verzweifelten Sohn am Handy der mir mitteilte das er "da raus" will und schon wieder ausgerastet ist und "die" ihn wieder festgehalten haben und einsperren. Im Laufe unseres Gespräches beruhigte er sich (worüber die Direktorin später übrigens mehr als erstaunt war!) und folgte meinen telefonischen Anweisungen sich jetzt hinzusetzen und tiiiiief durchzuatmen. Wobei ich denke, dass er zu diesem Zeitpunkt sein Pulver schon verschossen hatte und sowieso auf dem Weg war sich zu beruhigen. Andernfalls hätte wohl auch ich ihn nicht erreicht - es käme auf einen Versuch an.

Wie meine Tochter das findet? Na totaaal peinlich! Aber sie liebt ihren Bruder über alles und beschützt ihn wo es geht. Bedauert das sie noch Unterricht hatte als "es"auf dem Schulhof passierte. (Das sie, wenn sie früher Schluß gehabt hätte bereits zu hause gewesen wäre hat sie dabei natürlich völlig vergessen...)

Warum die Schule nicht in der Lage ist das Kind zu beruhigen sondern im Gegenteil durch diese Festhalterei noch dazu beiträgt das er ausrastet kann ich auch nicht sagen. Ich habe schon mehrmals eindringlich gesagt dass er nicht festgehalten werden darf da er dann Panik kriegt und alles seine Feinde sind (so sagt er es).
Die Antwort der Direktorin ist immer:"Wir müssen die anderen Kinder vor ihm schützen". Ich frage mich: Wer schützt denn meinen Sohn vor dem Mobbing der anderen Kinder?

Jetzt soll ein Termin gefunden werden an dem die Psych. in die Schule kommt um den Lehrern zu sagen wie sie mit Sohn umgehen müssen in solch einer Situation.

Auch ein Termin mit dem Jugendamt steht noch aus, da die Schule nach seinem letzten Ausraster (vor den Ferien - ich habe im Forum berichtet) Kindeswohlgefärdung gemeldet hatte.

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« Antworten #17 am: September 19, 2011, 10:20:09 »

ripley, das ist eben der Unterschied zwischen irgendwelchem Fehlverhalten, auf das man pädagogisch einwirken kann und dem psychischen Ausnahmezustand eines echten Ausrasters.

Da der Betroffene sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hat, ist es so schwer, ihn von außen zur Ruhe zu bringen. Ein typischer Drittklässler ist auch nicht mehr das zarte Kleinkind und seine unkontrollierte Kraft kann Umstehende durchaus ernsthaft gefährden.

Unter Anwendung diverser Nahkampftechniken oder gar Waffen könnte ein trainierter Erwachsener das Rumpelstilzchen zwar "zur Räson" bringen, doch würde diese Erfahrung aus ihm wirklich später einen besseren Siebzehnjährigen machen? Es ist gerade die Herausforderung, das ohne Einsatz roher Gewalt hinzubekommen. Und da habe ich durchaus Verständnis für die Lehrerinnen.

Rettungssanitäter und vor allem Rettungsschwimmer wissen, wann sie im Notfall Menschen in Ausnahmesituationen auch mit Gewalt außer Gefecht setzen müssen, um sie (und auch sich selbst) retten zu können. Auch wenn es manchmal so wirkt: Der Rumpelstilzchen-Anfall ist noch längst nicht so lebensbedrohlich, dass man auch da zu solchen Mitteln greifen sollte.

Mit der Stimmgewalt habe ich eigene Erfahrung. Wenn ich meine in ähnlichen Fällen mal entfalte, zuckt schon mal alles zusammen, nur nicht der, den ich eigentlich damit erreichen wollte.

Mit dem Festhalten ist das so eine Sache. Meiner war da auch extrem allergisch. Allerdings gibt es auch viele Kinder, die auf diese Weise eher zur Ruhe kommen und evt. sind manche Betreuungspersonen unter dem Eindruck solcher Erfahrungen geneigt, es da auch so zu versuchen. Noch schwerer wiegt, dass sie keine richtige Alternative haben. Sie können ihn ja weder weiter um sich treten noch wegrennen lassen. Und in einen ruhigen Raum müssten sie ihn auch erstmal transportieren. Wenn überhaupt ein geeigneter Raum zur Verfügung steht (hier können auch Fenster ein Problem sein!)

LG
Steffchen
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