Seiten: [1]   Nach unten
  Drucken  
Autor Thema: Ich habe geschmissen  (Gelesen 207 mal)
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.
Madmartin
Spezial User
****
Offline Offline

Geschlecht: Männlich
Beiträge: 321


« am: September 17, 2011, 21:40:55 »

"Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind."
-Nietzsche

Hallo liebe ADHSler und Angehörige,

normalerweise bin ich mit solchen Entscheidungen vorsichtig und tendiere eher dazu etwas durchzuziehen.
Doch nach über zehn Jahre Rumgeärgere bin ich es einfach nur leid.
Deutschland ist für mich nach wie vor ein ADS-feindliches Land, und darum halte ich es schlichtweg für Zeitverschwendung, den einen falschen Beruf durch einen anderen falschen Beruf zu ersetzen. Seit ich offiziel nicht mehr berufstätig bin, bin ich auch nicht mehr psychisch krank. Der Hauptgrund ist diese unerträgliche Übereffizienz, die ich dort überall kennengelernt habe. Kurz gesagt, erlebte ich immer mehr Arbeit auf immer weniger Zeit. Nee, nee, mit mir nicht mehr.

Bei Partnerwahl, Warenkauf und anderen Dienstleistungen erlebte ich in dieser Anspruchsgesellschaft ja auch wenig Kompromisse.
Und bei der Berufswahl soll man völlig anspruchslos sein?
Darum hatte Nietzsche für mich Recht gehabt. Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.
So und nun geh ich heute abend noch zu netten Leuten. Leute die mich nehmen wie ich bin.

Euer Madmartin
Gespeichert

Besser hypoaktiv als gar nicht aktiv.
steffchen
Foruminventar
*****
Online Online

Geschlecht: Männlich
Beiträge: 1446


« Antworten #1 am: September 17, 2011, 21:53:03 »

Und bei der Berufswahl soll man völlig anspruchslos sein?
Nein, natürlich nicht!

Aber wenn ich das richtig verstehe, ist die aktuell von dir gewählte (Un-)Tätigkeit wohl der Gipfel an Anspruchslosigkeit.

Du musst nicht ewig durchziehen, was dir nicht gut tut. Aber höre bitte nicht auf zu suchen, sonst hast du verloren.

LG
Steffchen
Gespeichert

Wie ärgerlich für einen Architekten, wenn ihm dauernd etwas einfällt.
primelchen
Pagemaster
***
Online Online

Geschlecht: Weiblich
Beiträge: 45


frei schwebende Fragmente im Äther = ICH


« Antworten #2 am: September 18, 2011, 09:41:07 »

Hei Madmartin,

nehme ich etwa einen massiven Ärger gegenüber der Stino-Gesellschaft wahr? Wenn dem so ist… ICH KANN ES SOOO GUT NACHVOLLZIEHEN.

Was ich erlebe ist: "Du darfst genau so sein, wie du bist. Haben wir nichts dagegen. Für uns völlig okay!!! ABER Was hindert dich eigentlich daran, Dinge so zu tun, wie wir es auch tun?"

Da krieg ich Schreianfälle!!! Sei, wie du bist, aber bitte im vorgegebenen Rahmen…

Kann dir zu deinem Entschluss, die Arbeit hinzuschmeißen, nur gratulieren!!! Lass los, was dir nicht gut tut oder zur Genüge gereicht.

Habe das selbst auch getan mit meinem Ausbildungsberuf. Der von Anfang an ein Kompromiss war, durchaus auch spannend über einige Jahre… Doch irgendwann eben nicht mehr. Habe alles aufgegeben und mich in ein Studium gestürzt, das mir entspricht. Darauf hin Selbständigkeit, weil in keiner Festanstellung Querdenken gewünscht war. Ganz, ganz viele kleinere Jobs, die ich immer wieder gewechselt habe, um mich finanziell aufzufangen. Das Problem hierbei, dass ich Stino-Funktionieren als mein eingen betrachtet habe und psychisch immer mehr abgebaut, weil ich eben nicht stino-funktionieren konnte. Mein Selbstwertgefühl hat das enorm untergraben. Das konnten weder die anspruchslosen Hilfstätigkeiten, noch die Entlohnungen derer anheben. Im Gegenteil.

Und dann kam aus heiterem Himmel meine Diagnose. Für mich sehr spät, aber immerhin. Bin auf verschiedenen Wegen und muss lernen meine Ressourcen zu erkennen, sie mir immer und immer wieder vor Augen zu halten, sie zu nutzen um meinen Selbstwert anzuheben. Und ich werde Wege finden die prädikativ denkenden Menschen von meinen Fähigkeiten zu überzeugen, indem ich so sein kann, wie ich bin.

In diesem Sinne  :smt023:

das primelchen
Gespeichert

Lasst euch bloß von meinem Nick nicht täuschen…
papillonindigo
Foruminventar
*****
Offline Offline

Geschlecht: Weiblich
Beiträge: 5635


Eine Chaosprinzessin


« Antworten #3 am: September 18, 2011, 17:38:11 »

Hallo Madmartin,

Ich kann deine entscheid nachvollziehen und erlebe ich es auch oft so...

Beruflich ist mich als hypo oft versch... gegangen weil ich nicht wie eine stino getickt hatte... Vor der diagnose habe ich schon aufgegeben (darum kam ich sogar zu diagnose).

Auch mit medis bin ich keine stinos geworden. Ich habe zwar arbeit, (und stabil seit einige jahren) aber ich finde es immer anstregend. 2 bezahlte jobs mit wenig stunden und durch beziehungen gefunden (durch leute die mich kennen und auch meine schwierigkeiten).

Wenn jemand mich fragt ob ich nicht schön finde doch für mich selber zu sorgen (jetzt sorgt zu teil der gemeinschaft für mich) da sage ich "ja so lange dass ich es mit freude machen kann und ohne mich zu quälen". Leider sehe ich die arbeit in freie wirstschaft oft als reine quälerei...

Da zu hause nur rumhängen mich auch nicht gut tut, bin ich in eine geschütze arbeitplatz. Eigentlich bin ich doch wohl und es wird von mich nur das verlangt was ich geben kann. Dazu muss ich mich nicht mehr bewerben und ich geniesse es (diese recht sich nicht mehr zu bewerben ist schwierig zu bekommen in der CH). Ich mache auch dort etwas dass ich sehr gerne mache (handwerkliches, wollte ich seit langem) und werde für meine geschickt händen und meine kreativität  :froi1: geschätzt.

Aber unverständnis hatte ich wieder vor kurzen erlebt und es geht mich im moment deswegen nicht gut... Wieso muss ich halt immer die selbe dumme sprüchen hören???  :baw: :baw: :baw: :baw: Aber dort bekomme ich auch unterstützung und werde es durchhalten.

Ob ich mal schaffe wieder für mich zu sorgen ohne wieder krank zu werden (burnout und PTBS sind mich schon bekannt durch die arbeit) weiss ich nicht. Aber ich suche ein weg einiges zu machen was mich einfach freude macht und meine talenten in ausdruck zu bringen... Bis jetzt bekomme ich genug geld zu leben...

In jeden fall finde ich gut dass du mit was du als sinnlos sieht aufhörst. Ich denke auch, man kann in leben vieles schönes machen, auch vieles sinnvoll und nützlich ohne in arbeitsprozess zu sein. Arbeiten gehen und dafür geld zu verdienen ist eigentlich die "norm" aber nur eine möglichkeit zu leben...

Deine talenten und interesse kannst du sicher auf eine andere art erleben, ohne wirtschaftliches oder zeitdruck. Wichtig ist auch eine lebensform zu finden wo du dich wohlfühlst... Es gibt nicht nur der beruf oder der arbeit. Du bist eine ganze mensch.

Noch wegen leistung: ich finde, leistung wird in unsere gesellschaft (in der CH ist es auch sehr krass) übergewertet. Wer nicht viel leistet ist nicht wert. Geht es noch?? Sind wir maschinen oder lebenswesen die viel anders zu bieten haben als unsere leistungen? Haben wir nicht einfach ein wert und ein recht zu leben egal wie wir einfach sind?

lg
Gespeichert

So geht es mir beim Rebound oder nach einem langen Stadtbummel
Seiten: [1]   Nach oben
  Drucken  
 
Gehe zu:  

Nach kostenloser Anmeldung Werbefrei!