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Autor Thema: Warum wirkt sich ein gestörter Dopaminhaushalt auf den Charakter aus?  (Gelesen 258 mal)
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Raven
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« am: März 09, 2011, 19:08:21 »

Kann jemand mir das erklären?

MfG
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graffiti
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neuer tag, neues spiel


« Antworten #1 am: März 09, 2011, 20:16:45 »

weil sich der gestörte dopaminhaushalt auf die wahrnehmung einerseits & die impulskontrolle andererseits auswirkt --> beides wirkt sich zwar nicht auf die charakter-anlage, aber auf die charakter-ausprägung aus.

z.b. gilt jähzorn als charaktermerkmal - & ist doch ein symptom, das viele adsler gemeinsam haben.
naivität gilt als charaktermerkmal - warum jemand allerdings wichtige dinge nicht auf dem schirm hat, muß nicht unbedingt seinen grund in blödheit haben.
kann ja auch daher kommen, daß derjenige schwierigkeiten hat, alle komponenten im hirn gleichzeitig zu jonglieren.

(meine - streng unwissenschaftliche, unsoziologische & unpsychologische - selbstfabrizierte laienerklärung)
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bin ich froh, daß ich mir diese nachdenk-zigarette nicht angezündet habe, als ich die gasleitung abgemäht habe
oder: alles wird gut.
Angie
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Nur ein Genie beherrscht das Chaos


« Antworten #2 am: März 09, 2011, 20:18:13 »

Nicht nur Dopamin, sondern das Zusammenspiel mit den anderen Neurotransmitter auch.
Dopamin ist verantwortlich für zielgerechtes Verhalten, dass sich auf Reize und Ziele bezieht.
Es wirkt motivationsbestärkend bei Dopaminmangel Antriebs-und Aktivitätsminderung, sowie auch Depressionen.
Ist zuständig für die Aufmerksamkeit im Gedächtnis.
Charakterlich für Abwechslungssuche und Extraversion zuständig.
Stark erhöhter Dopaminstoffwechsel führt zu einen psychischen Hochgefühl.

Die anderen Neurotransmitter agieren miteinander. So ist bei ADHS auch meistens Noardrenalin und Serotonin mit betroffen.
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Ich habe nix Schlimmes, ich habe....eij gugg mal nen Eichhörnchen.
ADHDgoesto11
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« Antworten #3 am: März 09, 2011, 22:52:39 »

Kann jemand mir das erklären?

Weil das Gehirn der Sitz des Charakters ist und direkt das Verhalten steuert. Alles, was das Gehirn irgendwie beeinflusst, kann damit auch Auswirkungen auf Verhalten (und damit den "Charakter") haben.

Dopamin spielt in vielen Hirnregionen eine Rolle (u.a.: Exekutivfunktionen, Motorik, etc) und eine ganz wichtige im "Belohnungssystem" des Gehirns (d.h. dem System, das bewertet, welche Aktionen weiterhin ausgeführt werden sollten und welche nicht ausgeführt werden sollten). Wenn eine Aktion, die zu Streß, Ärger und Streit geführt hat, Dopaminausschüttung bewirkt, wird das Gehirn diese Aktion weiterhin bevorzugen.
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Donovan
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ADS Diagnose - Holländer in Deutschland


« Antworten #4 am: März 09, 2011, 23:42:05 »

Dopamin ist ein Neurotransmitter. Damit ist Dopamin verantwortlich für das Weiterreichen von Signalen im Gehirn. Nachdem das Signal weitergegeben wurde, kehrt das Dopamin wieder zurück zu der "sendende" Nervenzelle.

Bei ADHS findet die Rückreise anscheinend schon statt, noch bevor das Dopamin richtig angekommen ist. Deshalb wird das Signal nicht richtig weitergegeben.

Bei ADHS sind Regionen im Gehirn betroffen, die für das Ausführen von Verhalten zuständig sind:

- Verhalten abbremsen
- Verhalten anfangen
- Hören auf die innere Stimme
- Kurzzeitgedächtnis
- Vorausschauen
- Erfahrungen abrufen
- Planen
- Zeitgefühl
- Organisieren / Prioritäten setzen
- Flexibilität
- Reaktion auf Änderungen
- Verbindung von Emotionen / Fakten

Wenn in diesen Bereichen die Signalen also gestört werden, hat das primär folgen für das Verhalten und damit den Charakter: Schnell aufgeben, Impulsivität, Nachtfalter-Verhalten, Chaotisch, usw..

Auf diese Effekten reagieren Leute mit Bewertungen, die nicht unbedingt stimmen. Wenn jemand A erreichen will, aber durch eine Störung A nicht erreichen kann, schliessen Leute oft daraus, dass er A erst gar nicht erreichen wollte.

Durch diese Reaktionen im Umfeld, wird der Charakter nochmals geändert: Aggressionen, Verlust an Selbstbild, Verlust an Vertrauen, Depressionen, Isolation, usw..
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Gruss, Donovan.

Ironie & rhetorische Fragen verstehe ich oft buchstäblich. Bitte um Verständnis, Verzeihung und falls möglich Vermeidung.

"Falls Du verpasst hast es zu Vermeiden: Mag es, Beende es oder Verändere es - Motzen ist nicht sinnvoll."
papillonindigo
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« Antworten #5 am: März 10, 2011, 20:18:46 »

Weil dopamin nicht nur auf die wahrnehmung influss hat, aber auch auf der verhalten (impulsiv).

Im hirn ist immer unsere wahrnehmung dort, aber auch dort wird "entschieden" was wir machen, wie wir reden u.s.w., was dann sich in verhalten sich zeigt.

Es bestimmt auch einige stärken und schwächen (eben kreative chaot) was als charaktereingeschaft gesehen wird.

Einiges ist mich klar geworden, weil ich in meine eigene kopf erlebt hatte, als ich mit medis angefangen hatte. Ich konnte dadurch vieles besser verstehen.

lg
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Raven
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« Antworten #6 am: März 10, 2011, 20:22:27 »

Danke für alle diesen netten Beiträge!

Kann jemand mir noch erklären, warum ADS-Kinder oftmals sehr emotional sind, also schnell weinen u.s.w?
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Wölfin
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« Antworten #7 am: März 10, 2011, 20:28:37 »

Kann jemand mir noch erklären, warum ADS-Kinder oftmals sehr emotional sind, also schnell weinen u.s.w?
Steht zwar irgendwie schon da, aber gerne noch mal: Mangelnde Impulskontrolle

Da ist es völlig egal ob es Heulen, Dazwischenquatschen oder ein Wutanfall ist. Oder was auch immer...
Man MUSS dem Gefühl JETZT nachgeben. :schäm:

Und, das ist nicht nur bei Kindern so, geht mir heute immer noch so. So lange die Medis wirken habe ich eine gewisse Galgenfrist, aber wehe die Wirkung lässt nach.
Ist wirklich so, derartige Ausruscher passieren in letzter Zeit überwiegend um die Mittagspause herum. :ja: Wenn die Medis wirken schaffe ich es schon eher mal den Mund zu halten, nicht auszurasten oder mich vor dem Heulanfall zu erkundigen, wie das denn nun gemeint war. icon_rolleyes
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Offizielles ADS-Träumerchen mit HB-Faktor
(zur Zeit selten im Forum... sorry)
papillonindigo
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« Antworten #8 am: März 10, 2011, 20:34:28 »

Hallo raven,

Wenn ich mich richtig errine (sonst bitte mich korrigieren) spielt dopamin auch bei die emotionale steuerung. Wenn genug dopamin gibt, kann sich der mensch da besser "beruhigen", was eben ADSler nicht so gut können. Wir neigen bei emotionen der überblick zu verlieren, uns drin zu hyperfokusieren und daher intensiv zu erleben und alles anderes vergessen...

Ich hatte früher auch erlebt dass heftige emotionale ausbrüchen mich manchmal eine klare kopf geben, was natürlich attraktiv war...

Ich merke schon um mich dass die meistens ADSler sehr sensibele menschen sind und eine recht dünne pell haben. Auch erwachsenen regen sich schnell auf und nehmen etwas schnell persönlich (ich eben auch). Aber es dauert, wie bei die kindern nie sehr lang...

@ Wélfin:

Zitat
Und, das ist nicht nur bei Kindern so, geht mir heute immer noch so. So lange die Medis wirken habe ich eine gewisse Galgenfrist, aber wehe die Wirkung lässt nach. 
Ist wirklich so, derartige Ausruscher passieren in letzter Zeit überwiegend um die Mittagspause herum.  Wenn die Medis wirken schaffe ich es schon eher mal den Mund zu halten, nicht auszurasten oder mich vor dem Heulanfall zu erkundigen, wie das denn nun gemeint war.

Mich ist aufgefallen dass ich mit mein freund am meistens entweder vor die mediwirkung oder nach der nachlassen mich am heftigste streite... Auch wenn ich vor die wirkung ihm am wand klatschen könnte merke ich genau wann die medis wirkt, weil plötzlich ist mich irgendwie alles mehr "egal".

Für mich eine gute grund auch am wochenede medis zu nehmen...

lg

Mit medis merke ich schon eine unterschied: sensibel bin ich immer sehr, aber ich steigere mich weniger rein und kann etwa mehr abstand haben...

lg
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Struwwel
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Ich bin ein Müüüüschtyp


« Antworten #9 am: März 11, 2011, 12:03:44 »

Wow, Donovan, - das hast du ja richtig toll auf den Punkt gebracht - Dafür danke ich dir - Ich hätte es nicht in Worte fassen können !
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- Adieu, sagte der kleine Prinz
- Adieu, sagte der Fuchs
Hier ist mein Geheimnis; es ist ganz einfach:
Man sieht nur mit dem Herzen gut;
das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!
ADHDgoesto11
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« Antworten #10 am: März 11, 2011, 12:35:05 »

Wenn in diesen Bereichen die Signalen also gestört werden, hat das primär folgen für das Verhalten und damit den Charakter: Schnell aufgeben, Impulsivität, Nachtfalter-Verhalten, Chaotisch, usw..

Solche Veränderungen treten übrigens auch bei anderen (nicht genetisch bedingten) "Störungen" dieser Hirnregion auf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Frontalhirnsyndrom

Durch solche Verletzungen kann sich auch bei einem vorher völlig Gesunden schlagartig der Charakter auf "ADHS-artig" ändern.

Bekanntestes Beispiel: Phineas Gage.

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Erna
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Siehe mit offenen Augen deine Welt!


« Antworten #11 am: März 11, 2011, 14:27:44 »

Danke @all  :wu:

So kann man auch als "Vielleicht" "Nichtbetroffener" ( ) einen echt guten Durchblick bekommen :smt023:
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Lieben Gruss

Erna
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