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david91, wie schon gesagt, finde ich eine solche demokratische Wahlentscheidung voll in Ordnung. Und bei Unfragewerten um die 2% kommt es auch auf jeden einzelnen Wähler an, wenn wir kein Land ohne eine liberale Partei werden wollen. Wer weiß, wofür wir sie mal noch brauchen werden. Hast du schon mal über die Neugründung einer erfolgreicheren liberalen Partei nachgedacht?Für mich (wie auch anscheinend für viele Ex-FDP-Wähler) war die FDP mal interessanter, als man sich sozial und liberal noch in einem Wort wie auch in einer Koalition vorstellen konnte, als Freiheit und Bürgerrechte Werte waren, um die sich die FDP im Sinne aller Bürger bemühte, nicht nur einer kleinen Klientel. Als international anerkannte deutsche Außenpolitik noch von FDP-Außenpolitikern gestaltet wurde. Aber das darfst du natürlich anders sehen.
Mich wundert aber die umständliche und inkonsequente Begründung deiner Wahlentscheidung. Reichen dir dazu nicht Programm und Personal der FDP? Wie ist es mit einer liberalen Grundhaltung vereinbar, Unternehmen vorschreiben zu wollen, wofür sie ihr Geld auszugeben oder eben nicht auszugeben haben? Das ist doch ihr Ding, wenn sie Politiker für Vorträge engagieren. Und den Politikern zu verbieten, sich für solche Tätigkeiten bezahlen zu lassen, läuft auf das Gleiche hinaus.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Arbeitslose, Obdachlose, Hartz IV-Empfänger, ernsthaft psychisch Erkrankte, Außenseiter, Geringqualifizierte usw. kaum jemals in hohe politische Ämter gewählt werden. Politiker mit Aufgaben, die über Parteipolitik hinausgehen, sollten aber auch deren Interessen berücksichtigen. Das muss auch gelingen, ohne dass die Politiker selbst arm, obdachlos, geringqualifiziert, psychisch gestört oder so wären. Sonst wäre jede soziale Politik die Quadratur des Kreises.
Deine Forderungen bzw. Erwartungen an "linke" oder genauer gesagt sozialdemokratische Politiker bedeuten praktisch nichts anderes, als dass sich Linke und Sozialdemokraten gefälligst aus der Politik raushalten sollen, denn diese Ansprüche sind mit dem realen Leben von Spitzenpolitikern unvereinbar. Es ist aber nicht die Aufgabe von politischen Gegnern, dem anderen politischen Lager das politische Leben leicht zu machen. Ihr Neoliberalen müsst auch schon selbst um demokratische Zustimmung für eure Ideen kümmern. So viel Selbständigkeit sollte man von einem Freidemokraten erwarten dürfen.
Nein, von Ferndiagnosen halte ich ohnehin wenig, da kommt nur noch obendrauf, wie wenig ich Steinbrück genau kenne. Grundsätzlich muss aber ADHS kein Hinderungsgrund sein, in der Politik aktiv zu werden, obwohl mir da im Moment nur Christopher Lauer einfällt, der ja nun nicht gerade zum Kanzlerkandidaten taugt. Aber Politik fängt ja nicht erst im Berliner Abgeordnetenhaus oder im Bundestag an. Ich würde auch ADHS'lern empfehlen, sich politisch zu engagieren. In der "kleinen" Politik (etwa in einem Fachbereichsrat), entscheidet man (dort eben hochschulpolitische) Dinge mit, die einen selbst und das nähere Umfeld oft stärker betreffen als viele Entscheidungen im fernen Berlin.
Es ist allerdings fraglich, ob man wirklich einem Politiker empfehlen kann, seine psychischen Probleme in die Öffentlichkeit zu tragen. Nur bei Piraten kommt es da nicht drauf an, weil die sowieso seit Einzug in die Parlamente demonstrativ zur Schau stellen, wie sehr ihnen ihre Wiederwahl am A. vorbei geht. Dagegen bin ich mir bei der FDP nicht so sicher, ob die nicht wollen oder nicht können.
LG
Steffchen