Erstmal ein Hallo von einem Neuling
Ich habe mich hier die letzten Tage mal so durch die Themen gelesen und bin immer wieder auf diesen Thread zurückgekommen, da ich mich sehr für das Wechselspiel zwischen ADSlern und nicht-ADSlern interessiere.
Ich selbst bin 22 Jahre und wurde bereits mit 5 Jahren mit ADHS diagnostiziert, lebe zudem bereits seid ca. 5 Jahre ohne Medikamente.
Ich habe den Thread jetzt nicht vollständig gelesen, so bitte ich um Entschuldigung falls ich Dinge wiederhole oder nicht Aufnehme. (Ich lese zu meinem bedauern wirklich sehr sehr langsam.)
Viele der Probleme deines Mannes, die du beschreibst, sind mir nur zu gut bekannt. Nehmen wir zum Beispiel den Punkt, dass er Dinge einfach zu vergessen scheint und es ihn auch nicht interessiert.
Da hängt zum Beispiel ein starkes Zusammenspiel, welches für sehr wenige Menschen erschließbar ist. (Meine Mutter war häufig mit mir in einer ähnlichen Position.)
Ich werde zum Beispiel 3 mal daran erinnert, dass ich doch bitte meine Oma am Wochenende anrufen soll. 5 Minuten später habe ich es direkt wieder Vergessen. Nicht weil es mir egal ist, oder es mich stört, sondern weil es uninteressant ist. Das ist für mich hierbei das Schlüsselwort. Aus dem selben Grund sieht meine Wohnung auch aus wie bei Hempels unterm Sofa. Selbes mit den benutzten Klamotten. mein Fußboden sit zu ca. 80% damit bedeckt, obwohl der Wäschekorb 2 Schritte entfernt ist. Auch hier kann ich nur wiederholen: es interessiert mich nicht. xD
Was ich damit sagen will: Man sollte dahinter nicht unbedingt Böswilligkeit oder dergleichen ausgehen. Dein Mann hat da einfach eine komplett andere Sichtweise als du und daran wird sich vermutlich auch nicht viel ändern. (Ich weiß nicht was Medis daran ändern, das können andere bestimmt besser sagen =) )
Ich könnte dir dabei empfehlen, dass du diese Sichtweise versuchst so zu tolerieren. Rege dich am besten garnicht erst darüber auf, dafür sind deine Nerven zu schade, und bringen wird es auch nix.
Doch bevor man jetzt denkt, dass ich nur die männliche Sippschaft versuche zu verteidige, möchte ich auch gern anbringen das er wirklich daran arbeiten sollte, zu seinem und deinem Willen. Und dabei kannst du ihn auch sehr gut unterstützen.
Ich habe mir dabei zum Beispiel folgende Dinge angewöhnt, um dieser Probleme Herr zu werden:
Nehmen wir das Vergessen mal wieder. Ich wäre auch an den Müllbeuteln dreimal vorbei gelaufen. und vermutlich auch noch weitere 3 mal.
Also stelle ich mir solche Sachen, wie zum Beispiel Müllbeutel bewusst in den Weg. Wenn ich zum Weg zur Arbeit noch schnell den Müll runterbringen will (oder muss) stelle ich die Müllbeutel direkt vor die Tür, sodass ich diese garnicht öffnen kann, ohne diese blöden Dinger links liegen zu lassen. Das funktioniert meiner Erfahrung nach echt gut und wenn mir die Beutel entgegenkommen denke ich mir auch jedesmal: "Stimmt da war ja was!"
Desweiteren habe ich mir angewöhnt, immer ein kleines Büchlein bei mir zu tragen, in welches ich ALLES Eintrage. Wenn ich dann eine Aufgabe erledigt habe und/oder z.B. eine Rauche und kurz Zeit und den Kopf habe, schaue ich in das Büchlein hinein, und fast jedes mal stelle ich fest, was ich nicht alles wieder Vergessen habe. Ich kann das Vergessen vielleicht nicht verhindern, aber so kann ich es unter Kontrolle kriegen.
Zu guter letzt möchte ich gerne noch die Sache mit dem Haushaltsplan anbringen. Das hätte ich sein können, als ich meine erste Wohnung bezogen habe. Am Anfang hat alles geklappt und es wurde immer weniger bis irgendwann garnichts mehr getan wurde. Redundanz ist zumeist ein Grund, warum für Menschen wie deinem Mann solche Sachen schnell in Vergessenheit geraten. (Ich bringe hierbei bewusst NICHT das ADS an.

) Eine gute Varianz in den Aufgaben oder in der Durchführung kann dabei echt gut helfen. Das würde dir vermutlich vorkommen, als wenn du die Aufgaben für ein Kind versuchst Schmackhaft zu machen, aber das funktioniert auch hier sehr gut, und muss nicht gleich bedeuten, dass du deinen Mann "bemutterst". Er würde wahrscheinlich garnicht erst selbst auf die Idee kommen.
Schlussendlich kann ich nur zusammenfassend sagen:
Versuche mit seiner Art zu arbeiten und sie nicht auszugleichen. Seine Sprunghaftigkeit kann auch dafür Sorgen das er viele kleine Aufgaben sehr gut bewältigen kann, im Vergleich zu einer großen. Und da ich ja heraus höre, dass du ihn sehr gerne unterstützen würdest, glaube ich dass es dir auch nicht schwer fallen würde. Und es ist wahrscheinlich, dass er dir das auf Dauer auch anrechnen wird. Nicht Heute oder Morgen aber auf Dauer! =)
Mit freundlichen Grüßen
Syn